Zwei Jahre ohne Regen! – Große Dürre zwingt zahlreiche Familien zur Flucht

Kimoson/Neuhof. Verwesungsgeruch führt die kleine Gruppe deutscher Wanderer aus Osthessen zu einem Zebra. Mit weit aufgerissenem Maul liegt das abgemagerte Tier im Staub der Steppe. Erst wenige Kilometer zuvor traf eine junge Massai-Giraffe das gleiche Schicksal. „Wenn die Giraffen sterben, stirbt auch unser Vieh“, so berichtet uns der junge Massai-Krieger Gabriel, der die Reisewelt-Trekkinggruppe auf dem Weg durch die weiten Steppen von Kilimanjaro West in Tansania seit zwei Tagen anführt. Erschüttert weichen die Teilnehmer bei jeder Begegnung mit toten Wild- und auch Nutztieren der Massai zurück. Zum Glück gleicht die unbeschreiblich schöne Landschaft zwischen dem Arusha- und Amboseli-Nationalpark im Norden Tansanias die Gedanken an den qualvollen Tod der Tiere etwas aus. Der Blick gleitet hinauf auf den nahen Kraterrand des beinahe 6000 Meter hohen Vulkan Kilimanjaro. Beinahe unwirklich die Vorstellung, dass dort oben zweistellige Minusgrade herrschen und mehrere Quadratkilometer Gletschereis den Krater bedecken. Üppige Regenwälder und Dschungel bilden einen herben Kontrast zu der ausgetrockneten Savanne hier am Fuße des größten freistehenden Berges der Welt unweit des Äquators.
Hier, wo seit Jahrtausenden die Wildtiere – allen voran die mächtigen Amboseli-Elefanten mit ihren riesigen Stoßzähnen – auf ihrer Wanderung zum Arusha Nationalpark die menschenleere Ebene von Kilimanjaro West kreuzen, herrscht heute Trockenheit. „Zwei Jahre ohne nennenswerten Regen haben selbst die wenigen hier lebenden Massai-Hirten aus ihren Hütten (Bomas) vertrieben!“, so berichtet Massai Gabriel. Immer wieder kommen die Trekkingfreunde an den erst vor wenigen Tagen verlassenen Bomas vorbei. Verdurstete Rinder sind stumme Zeugen dieser Tragödie, wie sie oft in Ostafrika geschieht – und der Klimawandel beschleunigt den Prozess. Wenn auch die Landschaft paradiesisch schön und das rettende Wasser am Kilimanjaro eigentlich so nahe ist, müssen sich die Massai mit den Familien und dem lebenden Vieh auf kilometerweite Wanderungen in Richtung des Vulkans Mt. Meru begeben, wo die beinahe 5000 m hohen Flanken des Berges die wenigen Regenwolken, welche vom indischen Ozean heranziehen, „anzapfen“. Hier besteht Hoffnung, die Tiere, welche das einzige Kapital der Familien darstellen, vor dem Verdursten zu retten. Und so kommen seit Monaten mehr und mehr Kinder in das Hilfsprojekt der Kinderhilfe Ostafrika in das kleine Dorf Kimoson am Fuße des Mt. Meru-Vulkans. Auch wenn es hier noch ausreichend Wasser von den Bergen gibt, so ist die Not groß und die Zukunft der Menschen ungewiss. In diese weit abgeschiedene Einsamkeit im Norden Tansanias verirren sich – trotz der atemberaubend schönen Natur – kaum Safari-Urlauber.
Seit über 3 Jahren kümmert sich der Verein „Kinderhilfe Ostafrika“ hier um die Ärmsten der Armen. Von Safariurlaubern des Reiseveranstalters Reisewelt im osthessischen Neuhof gegründet, konnte der Verein jetzt im Januar 2023 das erste Schulgebäude in Kimoson einrichten und mit 28 Kindern in Betrieb nehmen. Kinder, für die sonst eine Schulausbildung kaum möglich wäre. Seit zwei Jahren erhalten 350 Schüler im Nachbardorf täglich eine warme Mahlzeit und Schulmaterial durch den Verein – die Eltern sind unendlich dankbar und unterstützen das Projekt mit Arbeitseinsätzen. Hilfe zur Selbsthilfe!

Spenden sind dringend erforderlich!

Die Kinderhilfe muss dringend mit dem Bau der 2. Schulklasse beginnen. Schon im Dezember sollen wieder 28 Kinder nachrücken und eine weitere Lehrerin muss eingestellt werden. Nur durch Bildung ist es möglich, den Kindern eine erträgliche Zukunft zu sichern. Diese Generation darf nicht schon wieder als bildungslose Viehhirten in der Steppe von Kilimanjaro West enden!

Die Muzungus kommen…

Dunkler Staub wirbelt unter den Schlägen der langstieligen Hacken auf. Eine Gruppe von in bunten Tüchern gekleideten Massai treibt Löcher in den trockenen Vulkanboden. Beinahe tanzend sind die Bewegungen der freudig arbeitenden Eltern der Schulkinder von Kimoson. Immer wieder führen die Blicke der ausgemergelten Massai-Eltern erwartungsvoll zum Horizont in Richtung des Kilimanjaro bis die 28 Pflanzlöcher fertig sind. Und dann kommen sie – 28 Safari-Urlauber mit ihren Allrad-Fahrzeugen unter der Leitung des Reiseleiters und Afrikaspezialisten Ivor Vancuylenburg. Auf dem Weg zum Tarangire-Nationalpark machen die Naturfreunde hier Halt, um sich über die Lebenssituation der Menschen und das Kinderhilfe-Projekt authentisch zu informieren. Emotionen pur – deutsch-afrikanische Völkerverständigung!
Lachen, tanzen, singen, Hände schütteln, unvergessliche Umarmungen und Dankbarkeit!
Viele haben noch Minuten nach der Begegnung Tränen in den Augen und alle Muzungus (Kisaheli = Weiße) pflanzen zusammen mit den Kindern jeder einen Baum in die vorbereiteten Pflanzlöcher. Erschüttert über soviel Armut und Lebensfreude zugleich, verlässt die Reisegruppe, noch lange aus den Autos zurückwinkend, die kleine Schule von Kimoson – mit der Gewissheit, dass sich die bettelarmen Kinder jeden Tag mit frischen Wasser liebevoll um die Bäume kümmern werden.
So bleibt eine wachsende Erinnerung zurück in Afrika und eine Begegnung, wie sie nur sehr wenige Urlauber in dem faszinierenden Land erleben können.

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